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In Phase 2 des Anti-Ärger-Modells geht es ums Analysieren. Das Motto lautet: Verstehen, was vorgefallen ist. Wir werden uns in den nächsten Wochen alle Konfliktursachen anschauen. Hier alle acht Konfliktursachen im Überblick:
- Zielkonflikte
- Methodenkonflikte
- Rollenkonflikte
- Ressourcenkonflikte
- Bedürfniskonflikte
- Glaubenssatzkonflikte
- Haltungskonflikte
- Kommunikationskonflikte
Stell dir vor …
Dein Partner und du beim Mittagessen zu Hause. Essen war gut, Bauch ist voll. Friede, Freude, Eierkuchen. Doch nach dem Essen ist vor dem Essen. Und vor euch steht das dreckige Geschirr.
Wahrscheinlich würden die meisten Menschen mit dir übereinstimmen und das Geschirr abwaschen wollen, ob im Spülbecken oder mittels der Spülmaschine (aber dazu kommen wir erst im nächsten Kapitel). Nicht so dein Gegenüber. Er hadert offensichtlich schon länger mit dem Geschirr, und du musst dir Folgendes anhören: »Weißt du, Schatz, ich wollte es schon längst mal ansprechen, dieses Geschirr finde ich einfach nicht mehr schön. Lass es uns doch einfach hier und jetzt entsorgen. Dann kaufen wir uns ein komplett neues Service, und du darfst es auch aussuchen. Hauptsache dieses schreckliche Sammelsurium verschwindet. Wäre das okay für dich?«Ganz bestimmt nicht! Du glaubst deinen Ohren nicht zu trauen. Unfassbar. Ist doch egal, wie die Teller aussehen und wie alt die sind. Die haben doch nur die Funktion, dass die Tischdecke unterm Essen nicht dreckig wird. Einfach wegschmeißen? Was für eine schwachsinnige Idee. Und ehe ihr euch verseht, seid ihr mitten im Konflikt. Genauer: in einem Zielkonflikt.
Theoretisch heißt das …
Im obigen Beispiel haben zwei Personen unterschiedliche Wünsche: Der eine möchte, dass das (alte) Geschirr bald wieder sauber im Schrank steht. Die andere möchte es endlich in den Mülleimer befördern. Es gibt also unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft, wie sie im Idealfall sein sollte. Halten wir fest: Ziel = erwünschter Zustand in der Zukunft.
Wenn wir uns diese Definition genauer anschauen, fallen drei Elemente auf:
- Ein Ziel liegt immer in der Zukunft.
- Ein Ziel ist ein Zustand, kein Prozess.
- Ein Ziel ist erwünscht: Es ist die gewollte Veränderung.
Ziele führen dann zu einem Konflikt, wenn sie nicht vereinbar sind, wenn sie sich also ausschließen. Wenn die erwünschten Zustände nicht zeitgleich eintreten können, tritt eine Konkurrenzsituation ein. In unserem Fall: entweder abwaschen oder wegwerfen. Beides geht nicht. Ein Kompromiss hilft hier kaum: Die Hälfte abzuwaschen und die Hälfte neu einzukaufen wäre gleichbedeutend, dass beide ihr Ziel zwar zur Hälfte erreichen, zur Hälfte aber eben auch verfehlen. Die folgende Tabelle nennt fünf weitere Beispiele für Zielkonflikte.
Praktisch bedeutet das …
Es gibt also Zielkonflikte. Doch was heißt dieses neue Wissen für deine Kompetenz, im Alltag Konflikte zu bewältigen? Und welche Stolpersteine drohen? Ich habe drei Anregungen für dich:
- Anregung 1: Begnüge dich mit dem Erkenntnisgewinn
Wenn du feststellst, dass sich dein Ziel nicht mit dem deines Gegenübers vereinbaren lässt, begrüße diesen zunächst bescheidenen Erkenntnisgewinn. Und freue dich, dass du damit schon einen Schritt weiter bist. Bisher wusstest du nur, dass es ein Konflikt ist, wenn überhaupt. Jetzt weißt du, wieso er eingetreten ist. Bedenke: Es geht in dieser zweiten Phase noch nicht darum, den Konflikt zu bewältigen, sondern lediglich ihn zu verstehen. Nimm es als Entlastung – zunächst einmal musst du gar nicht mehr tun als hinschauen und erkennen. Es geht lediglich um Klarheit und Transparenz. Mehr nicht. Denn Klarheit bildet die wesentliche Voraussetzung für die späteren drei Phasen. Dies gilt für alle nachfolgenden Konfliktursachen gleichermaßen.
- Anregung 2: Verwechsle nicht Ziele mit Bedürfnissen
Wie du in Kapitel 5.5 des Fachbuches "Was mich ärgert, entscheide ich" sehen kannst, spielen Bedürfnisse eine sehr große Rolle bei der Konfliktentstehung. Bedürfnisse sind schwerer erkennbar als Ziele, weil sie meist unsichtbar sind. Konzentriere dich zu diesem Zeitpunkt der Konfliktanalyse allein auf das sichtbare Ziel, um die Aufgabe überschaubar zu halten. Gehe also Schritt für Schritt vor. Die Suche nach dem Bedürfniskonflikt kommt später.
- Anregung 3: Frag dich, welche andere Ursache er haben könnte, falls es kein Zielkonflikt ist
Wenn es einen Konflikt gibt, den nicht unterschiedliche Zielvorstellungen begründen, muss ein anderer Grund vorliegen. Prüfe deshalb, welche der in den nachfolgenden Kapiteln genannten Ursachen verantwortlich ist. Wenn du sie identifiziert hast, begrüße auch diesen Erkenntnisgewinn. Es geht – das weißt du ja mittlerweile – in der Phase der Analyse um die Einsicht, wieso der Konflikt eingetreten ist. Um nichts anderes. Begehe nicht den Fehler, diesen wichtigen Schritt herunterzuspielen. Dieser Erkenntnisgewinn über die Entwicklung des Konflikts ist – und das werden wir im weiteren Verlauf noch sehen – eine entscheidende Voraussetzung für die späteren Schritte bei der Konfliktbewältigung. Auch dies gilt für alle nachfolgenden Konfliktursachen genauso.
Du nimmst mit …
Zielkonflikte liegen vor, wenn Menschen abweichende Vorstellungen vom erwünschten Zustand in der Zukunft haben und wenn mindestens eine beteiligte Person diesen Unterschied als Benachteiligung wahrnimmt.
Wenn wir über Zielkonflikte sprechen, sind Methodenkonflikte nicht weit. Um sie geht es im nächsten Blog. Denn selbst wenn sich das Paar (aus dem Beispiel oben) beim Ziel einig ist, können beide unterschiedliche Vorstellungen haben, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Den Unterschied zwischen Ziel und Methode klären wir ebenfalls beim nächsten Mal.
PS: Hier geht's übrigens zum Newsletter und hier zum Fachbuch. Falls du eine Frage oder Anregungen hast, ruf einfach an (0175 / 59 555 95) oder schreib mir eine Email. Ich freue mich, von dir zu hören!