Explosionsanleitung fürs Fest

20 Dec 2019 08:34 Von Philipp Karch

Weihnachten gilt als Fest der Liebe. Pustekuchen! Für die meisten bedeuten die Tage nichts als Stress. Dreh den Spieß einfach um und verfolge 7 Strategien, um die heilige Stille mal so richtig explodieren zu lassen ...

Nur noch vier Mal ins Bettchen, dann heißt es wieder "Frohe Weihnachten". Was für die meisten von uns als Kind der schönste Tag des Jahres war, ist für viele zum schwierigsten geworden. Lästige Anreisen, anstrengende Unterhaltungen und doofe Geschenke - das Weihnachtsfest ist ein einziges Ärgerangebot!

Was hältst du davon es einfach mal umzudrehen? Kein stilles Hoffen und Bangen, es möge halbwegs erträglich werden. Nein, dieses Jahr lautet das Motto: Mit Karacho hinein in ein freudiges Aufschaukeln und Aufbrausen. 

Mein Weihnachtsgeschenk für dich: 7 Anregungen für ein garantiert explosives Weihnachtsfest ...

01_Verniedliche, was andere beschwerlich finden.

Dein Vater jammert, deine Mutter schimpft, deine Geschwister beschweren sich. Du denkst: Leute, geht's noch? Und weil du denkst, dass die anderen dies auch wissen sollten, sagst du zum Beispiel:

Leute. Alles nur Kinkerlitzchen. Reißt euch zusammen. Vergleicht euer Leid mal mit dem der anderen. Ihr habt gar kein Problem, ihr habt nur "vorübergehende Unannehmlichkeiten". Dieses Verniedlichungsangebot wird das Leid der anderen garantiert steigern, sodass sie dann endlich ein wirkliches Problem haben dürften.

02_Unterstelle finstere Absichten.

Dein Bruder kaut die Ente gerade weg und sieht nicht richtig glücklich aus. Vielleicht ist er in etwas versunken, vielleicht macht er gerade eine Achtsamkeitsmeditation, vielleicht ist es aber einfach nur seine Art, Essen aufzunehmen. Egal. Konfrontiere ihn mit deinen unüberlegten Vermutungen, etwa so:

Dir schmeckt das Essen wohl nicht, oder

03_Klau ihnen die Themen.

Deine Schwester spricht gerade über die anstrengenden letzten Tage. Mag ja sein. Aber deine waren auch nicht leicht. Warte nicht, bis sie sich ihren Raum nehmen konnte, grätsche lieber in einer ihrer frühen Atempausen gekonnt dazwischen, etwa so:

Oh ja, bei mir war das auch so. Und zwar letzte Woche, als ich ...

04_Erhöhe die Lautstärke.

Der liebe Gott oder wer auch immer hat dir eine Kehle, Stimmbänder und eine Lunge gegeben. Warum wohl? Damit du dich durchsetzen kannst, wenn deine Bedürfnisse bedroht sind!  Du bekommst nicht die Aufmerksamkeit, die du dir wünschst? Oder noch schlimmer: Jemand hat ne andere Meinung als du? Jetzt heißt es aufgepasst, bloß nicht verstehen wollen oder gar Empathie. 

Nein, sofort energetisieren und losbrüllen. Der andere muss sofort spüren, dass viel auf dem Spiel steht und du bereit bist alles zu geben und keinen Millimeter auszuweichen.

05_Unterbrich. Unmittelbar.

Ausreden lassen ist überbewertet. Klar, nach dem "Aktiven Zuhören" soll man das schon tun. Aber jetzt mal ehrlich: Findest du nicht auch, dass viel zu viel gelabert wird! Meine These: Keiner liebt sich selbst genug, deshalb quasseln alle möglichst viel herum. Ego meets Aufmerksamkeit, eine tolle Allianz.

Nicht mit dir! Denn du kennst die Zusammenhänge. Hilf deiner Familie, auf den Punkt zu kommen und sich aufs Wesentliche zu beschränken. Biete eine Art inoffizielles "Training für mehr Präzision und Prägnanz" an. Warum sollte Weihnachten denn nicht auch mal eine Fortbildungsveranstaltung sein dürfen? Und das noch kostenfrei, ganz aus Liebe ...

06_Atme. Aggressiv.

Warum ständig nach geeigneten Worten suchen, wenn es auch schneller und viel eleganter geht? Denn Weihnachten muss nicht nur das Fest der Liebe sein, es kann auch zum Fest der Effektivität und Effizienz werden. 

Dir passt etwas nicht? Kein Problem, atme einfach für alle hörbar und spürbar aus. Erwecke dabei unbedingt den Eindruck, dass es ein gezielter Ausdruck deiner Missbilligung und Verachtung ist. Im Weihnachtslied "Leise rieselt der Schnee" heißt es: "Freue dich, Christkind kommt bald." Leicht abgewandelt heißt es hier für dich: "Freue dich, die Ärgerreaktion kommt gleich!"

07_Suche nach Unterschieden, nicht nach Gemeinsamkeiten

Falls dir die Umsetzung der sechs Ideen nicht so recht gelingen sollte, könnte es daran liegen, dass du zu friedlich und zu blauäugig unterwegs bist. Was wahrscheinlich an deiner Haltung liegen dürfte, zu sehr nach Gemeinsamkeiten zu suchen. 

Das darfst du auf keinen Fall tun, denn dann wirst du kaum verniedlichen (01), kaum unterstellen (02), kaum Themen klauen (03), kaum unterbrechen (04), kaum laut werden (05) und kaum aggressiv atmen (06) können. Die Voraussetzung für all diese Taten ist die Suche nach Unterschieden! 

Es ist vielleicht anfangs nicht so leicht, aber wenn du dran bleibst, wird es dir gelingen. Grabe einfach so lange wie du nur kannst, und du wirst bei allen irgendwelche Merkmale finden, die sie von dir unterscheiden. Und wenn sie noch so irrelevant sein sollten wie eine andere Pullifarbe oder ein anderes Getränk. Wenn dir das gelingt, dann hält dich nichts und niemand mehr davon ab, das Weihnachtsfest herrlich explodieren zu lassen ...

In diesem Sinne, hab ein abwechslungsreiches, kurzweiliges und v. a. schön aufbrausendes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr, wenn es an dieser Stelle dann mit den acht Konfliktursachen aus dem Buch "Was mich ärgert, entscheide ich" weitergeht.

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